Bericht zur Vorbereitung der Ausstellung "400 Lunas emocionadas - 400 Monde ganz bewegt" Teil 7

21. Mein Sohn hatte zum Abendessen ein paar mexikanische Maiskuchen gebacken, einen davon hatte er schon zur Seite gestellt, weil er ihn verbrannt hatte. Ganz aufgeregt stellte ich fest, daß der verbrannte Maiskuchen ein viel ähnlicheres Abbild der Sonne mit ihren (Sonnen-)Flecken abgibt, als ich es je gesehen hatte . Ich machte mir in den folgenden Tagen die Beziehung zwischen der Sonne und dem Feuer, ebenso mit unserer Nahrung klar, und genauso mit dem Augapfel und der Form des aztekischen Kalenders. Auf dem Computer erarbeite ich einen Zyklus aus drei sehr ähnlichen organgefarbigen Bildern: Der mexikanische Maiskuchen, die Sonne mit ihren Flecken, die Retina des menschlichen Auges. Jetzt fange ich an, eine Sammlung von Macrophotos der Mais-Pollen durchzusehen, die ebenfalls überraschende Kugelstrukturen aufweisen.

22. Ich nehme den verbrannten Maiskuchen ins Atelier mit und stelle ihn so, daß das Sichtfeld des Teleskopes, das ich gebaut hatte, genau die Größe des Maiskuchens umfasst, und ich stelle eine zerlegbare Haltevorrichtung her, damit der Maiskuchen wenigstens dem Anschein nach, am Tag der Vernissage in der passenden Entfernung als Sonne am Himmel erscheinen kann.

23. Die Kocherfahrung half mir, die Pfanne des Maiskuchen als äusserst nützliche Schablone zu benutzen, um wieder neue Monde auszuschneiden. So begannen auf meinem Tisch im Atelier verschiedene Bedeutungsschichten in einer ausgesprochen körperlichen Art und Weise miteinander zu leben: Der essbare Maiskuchen, die Sonnenflecken, die Erinnerung an das Feuer, der Teller, die Messer, die durch den Farbauftrag leuchtenden Monde und der überraschende Effekt der Vervielfältigung der mannigfachen Kreise, die da übereinander lagen.

 

 


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