1.600 Zuschauer verfolgten am Freitag, dem 18. Oktober 2019, wie Bundesministerin Dr. Franziska Giffey auf der Frankfurter Buchmesse die Gewinner des Deutschen Jugendliteraturpreises auszeichnete. Die prämierten Bücher überzeugen durch feinsinnige Erzählungen, poetische Sprache und eigenwillige Protagonisten, die dem Leben mit Mut und Hoffnung begegnen.
Sonderpreis für das Gesamtwerk für Volker Pfüller
Der Sonderpreis für das Gesamtwerk ging an den 1939 in Leipzig geborenen Illustrator Volker Pfüller. „Sein zeichnerisch versierter Stil und seine sichere Technik haben unverkennbare Spuren in der zeitgenössischen kinder- und jugendliterarischen Illustration hinterlassen“, so die Sonderpreisjury. „Ob Linolschnitt, koloriertes Aquarell oder vielfarbige Offsetlithografie – Volker Pfüllers Illustrationen warten durchweg mit klarem, aber lebhaftem Strich, raffiniertem Bildaufbau und charakterstarken, frechen Figuren auf, die dank seinem guten Gespür für das Skurrile oftmals der Karikatur nahe kommen.“
Eine vereinfachende, verniedlichende Darstellung findet man auch in den Bilderbüchern nicht, die Pfüller ab den 1980er Jahren beim Kinderbuchverlag Berlin gestalten durfte. Körperpose und Gesichter erscheinen als verdichtete Lebenshaltung, Tiere tragen das Allzumenschliche im Antlitz.
Sein visuelles Erzählen pointiert und erweitert den Text. Während seine Figurenzeichnung zuweilen an Otto Dix, George Grosz oder Ernst Ludwig Kirchner erinnern, haben umgekehrt sein moderner Zeichenstil und seine Illustrationskunst andere geschult und inspiriert. Im internationalen Vergleich waren seine Illustrationen künstlerisch stets auf der Höhe der Zeit, teilweise dieser sogar avantgardistisch voraus.
Volker Pfüller, 1939 in Leipzig geboren, studierte von 1958-65 Kunst und Grafik in Ostberlin und begann gegen Ende der 1960er Jahre, kinder- und jugendliterarische Texte zu illustrieren. Ab 1987 illustrierte er eigene Verse, 2000 erschien sein erstes eigenes Bilderbuch.
Parallel zu seiner Illustrationstätigkeit hat sich Volker Pfüller schon zu Vorwendezeiten nicht nur in der DDR, sondern auch in der BRD einen Namen als Bühnenbildner und Plakatkünstler gemacht. Ab Mitte der 1970er Jahre bis in die frühe Nachwendezeit arbeitete er als Lehrbeauftragter und Professor an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee. „Schule“ im eigentlichen Wortsinn aber hat er spätestens von 1997-2005 als Professor für Illustration an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig gemacht. Hier belegten viele aktuell namhafte Illustratorinnen und Illustratoren seine Meisterklassen und nahmen seine expressive Art des Erzählens in die eigene Bildgestaltung von Bilderbüchern und Comics auf. Zu seinen Schülern zählten u.a. Atak, Anke Feuchtenberger, Thomas M. Müller, Henning Wagenbreth. Heute lebt der 80-jährige Künstler in Berlin.
Mit Galerist Dr. Wolf Erdel arbeitet Volker Pfüller seit 2007 zusammen. Von Armin Abmeier kurartiert, stellte Dr. Wolf Erdel erstmals Originalgrafiken aus der bibliophilen Reihe "Die tollen Hefte" in Regensburg vor. Diesem Projekt folgten in den Jahren 2009- 2017 weitere Ausstellungen, in denen v.a. Volker Pfüllers Arbeiten für Theaterstücke - Figurinen und Theaterplakate - und Linolschnitte gezeigt wurden.
Volker Pfüller Theaterarbeit
Volker Pfüllers besondere Liebe gilt dem Theater. Als Bühnenbilder und Kostümbildner hat er an vielen europäischen Opern- und Theaterhäusern gearbeitet. Herausragend dabei seine Arbeiten für das Deutsche Theater in Berlin mit Alexander Lang und Alexander Stillmark sowie für die Kammerspiele in München mit Hans-Joachim Ruckhäberle.
2019 wurde Volker Pfüller auf der Frankfurter Buchmesse von der Bundesministerin Dr. Franziska Giffey für sein Lebenswerk geehrt.
"Auch ein Berliner Theater beabsichtigte, das Stück auf die Bühne zu bringen. Die Vorbereitungen waren angelaufen, die Besetzung stand fest, und es gab bereits ein Plakat für die Inszenierung, ein besonders eindrückliches und gelungenes Plakat von Volker Pfüller, das schönste Plakat, das je für eins meiner Stücke warb."
Christoph Hein: "Narren, Idioten und Verbrecher" in: Gegenlauschangriff.
Berlin: Suhrkamp, 2019, S.62.
Bildnachweis: Die Sieger des Deutschen Jugendliteraturpreises 2019: © AKJ / Sebastian Kissel