Acht einseitige Bemerkungen zu acht Bühnenbildern
Es gibt eine Welt, die der Mensch geschaffen hat: Die Welt des Theaters. Es ist eine erdachte Welt. Erdachte Figuren mit erdachten Schicksalen handeln, leben und sterben so, wie es aufgezeigt ist und wie es einstudiert ist. Abend für Abend. Himmel und Erde sind konstruiert. Sonne und Mond scheinen, wie und wann es geplant ist, und wenn Felsen glühen sollen, dann glühen sie eben.
Jeder Gegenstand auf der Bühne hat die Funktion und Bedeutung, die ihm zugedacht ist. Er ist dafür hergestellt und ausprobiert. Eine neue Welt? Eine Welt durch Kunst: eine Kunstwelt. Es ist nicht das Leben, aber ein Bild vom Leben.
Die Dinge auf dem Theater haben nicht die Fülle an Bezüglichkeit und Bedeutung und nicht die komplexen Verwendungsmöglichkeiten wie im realen Leben, aber sie deuten über ihr momentanes Erscheinen hinaus. Was der einzelne mit ihnen konfrontierte Zuschauer auch sehen mag, alle sind sich einig, daß die Dinge absichtsvoll hier hingestellt worden sind.
Zur Magie des Wortes tritt die Magie der Dinge. Die Dinge sind theatralisch geworden, sie wurden zum Bild, zum Bühnenbild.
(Volker Pfüller, Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Autors)