1946
Er wurde in Madrid in der Claudio Coello Strasse geboren, als Sohn des Dramatikers Juan Antonio und der Josefina, einer vorbildlichen Frau aus Cadiz. Er erlitt eine ernste Erkrankung des Verdauungsapparates, die er schließlich mit Seruminjektionen überlebt.
1955
Er vergißt zur Nachmittags-Fiesta seiner Erstkommunikation zu gehen, aus Begeisterung für ein Gummischwert, das er geschenkt bekam. Am nächsten Morgen findet er sein Klappbett voller weisser Blumen, und es gibt eine Mahlzeit bei Samuel´s, dort wo sich Jahre später Juana Mordó einrichten wird.
1957
Bei einem Schulausflug nach Pozuelo widmet er den Nachmittag dem Verzehr einiger gelber Blumen die man "Brot und Käse" nennt, und er stirbt fast daran. Auf einem Familienbild von allen Enkeln, so etwa sechzehn zusammen, entdeckt er, daß er der Einzige ist, der lacht.
1959
Er imitiert Kapitän Donnerschlag auf einer Fiesta mit seinen Vettern und erhält einen Einstich in den Unterarm mit einer Kalligraphiefeder. Er ist fasziniert von den Bühnenmodellen der Theater-Szenarios, die normalerweise zuhause herumstehen und lernt unter großen Schwierigkeiten den Text von Don Luis aus "Don Juan Tenorio" für Kinder.
1960
Ab und zu fühlt er ein Beben, wenn er seinen Vater auf dem Giraffenklavier Free Jazz spielen hört. Bei einem Ausflug nach Monte Carlo verliert er seinen Paß und hat Angst - zum zweiten Mal Angst; das erste Mal lag schon ein paar Jahre zurück, im Angesicht einer erleuchteten grünen Hand, nachts in der Ecke des Wohnzimmers, von gleicher Farbe wie jene, die Man Ray 1920 geschaffen hatte, mit dem Titel "Puericulture 2" (Säuglingspflege 2).
1961
In der Werkstatt von Eduardo Capa in Arganda lernt er die Messinggiess-Methode nach der Methode des verlorenen Wachses kennen. Dessen Duft wird er lebenslang nicht mehr vergessen.
1962
In der Stadt Catache in den peruanischen Anden gibt ihm eine Indiofrau ein Hühnerei, als er bereits zu Pferd sass auf einem vierstündigen Ritt nach Cajamarca.
1963
Er studiert Aristoteles, Pascal und Jung in Huachipa in der Nähe von Lima (Peru), und mit Dr. Rouillon die Verse des Veda und des Gilgamesch. Er zeigt seine Gemälde dem österreichischen Wandmaler Winternitz. Er unternimmt mit seinen Gefährten Robert Jablonky, Bill Hinds und Bop Dolan eine Wanderung durch die Wüste wo er aufgebohrte Knochen (oder Gewürznelkenbäume?) findet
1965
Auf dem Passierschein für Ausländer trägt der Beamte aus Lima "mischrassig" (mestizo) ein, um seine Ethnie zu beschreiben.
1968
Während er in Valetta auf Malta ist, erfährt er aus dem Radio vom Einmarsch russischer Panzerverbände in die Tschechoslovakei. In Gallarate bei Mailand verfasst er das Theaterstück "Il Pane" (das Brot) und führt es auf. Der dritte Akt ist eine Diskussion mit den Zuschauern. Sie kommentierten, er sei ein guter Schauspieler, aber ein schlechter Autor. Tennis, Hegel, Basketball, Psychoanalyse, Levi Strauss und Husserl sind seine wesentlichen Beschäftigungen, neben Fahrradausflügen in die Schweiz, wo der Tabak billiger ist.
1969
Er kehrt in einem italienischen Lastwagen, der einen Caterpillar transportierte, nach Madrid zurück, Von Irun kam in einem anderen englischen Truck, der eine vom Brera Museum versiegelte Kiste mit seinen Leinwänden, die er in Italien bemalt hatte.
Er stellt berühmte Leute als Gemälde und als Skulptur dar und entdeckt dabei, daß sie alle sehr ähnlich einem Bild auf seinem Schulausweis, als er 14 Jahre alt war, sehen.
1970
Er kauft eine gebrauchte Ducati deluxe 250 mit blauer Lackierung, die er "Blauer Reiter" nennt. Mit dem Architekten Carlos Morales plant er die Herstellung einiger Multiples in Plastoflex, aber der Versuch scheitert.
1972
Er malt 120 Ölgemälde, zwei an jedem Abend, um ein Hotel in Oropesa del Mar auszustatten.
1973
In den Bildhauerkursen der Kunsthochschule in Madrid schlägt er vor, den Elektroschleifer beiseite zu legen und das Holz mit der Hand zu schnitzen. Er fragt Joaquín Gurruchaga warum wir heute immer noch von der Büste Marc Aurels begeistert sind und wird eingeladen, sich als Dozent in Kunstgeschichte einzutragen.
1975
Aus Stahl und Holz schafft er eine profane Version der "Ero de Armenteira" in einem Kelleratelier in Cambados und er spricht mit Paco Leíro und Monolo Paz. Er benutzt schwarzen Aluminium-Zement, der schnell fest wird.
1976
Elena Florez widmet ihm im Alcázar Journal eine von 3 Spalten über die Arbeiten, die er in einer Gemeinschaftsausstellung (organisiert von Echauz) im Velasquez Palast in Madrid präsentierte. Enrique Azcoaga erzählt ihm, daß er ein Buch über Geld schreiben werde. Er erstellt Gemälde mit einem faltbaren Rahmen für den Transport, aber sie werden niemals auseinandergenommen transportiert und ihre Struktur wurde interessanter als die Bilder selbst.
1977
Bei den Abendessen, das er veranstaltet, schlägt R. Chávarri ihm vor, keine Einzelausstellungen mehr zu veranstalten, sondern Gruppenausstellungen wie die letzte in Tebas, einer Galerie, die nicht mehr existiert. Paul Kijzer, ein Vertreter von Bergmans Film, kauft eine Sammlung Zeichnungen von Vögeln.
1978
Er stellt an der Universität in Madrid eine Thesis über die "Phämomenologie des ästhetischen Experiments voni Mikel Dufrenne" vor, die er geschrieben hatte, während er seinen ersten Sohn aufzog, auf einem mit weissen Plastik neubezogenen Tisch, von ihm selbst gebaut. In seinen Kursen teilt er die Kunstgeschichte mit drei Worten auf: Fühlen, Machen, Sagen.
1979
Juana Mordò zeigt er einige Bildhauerarbeiten, die sie interessieren, aber er entschuldigt sich, denn zur Zeit gestattet ihm die Arbeit an der Universität nicht viel Zeit um auszustellen.
1980
Mit einer Gruppe von Bildhauern stellt er in der Galerie Galiarte aus. Pablo Serrano einige Vögel aus Messing, die von der Decke herabhängen, die er hatte in Arganda gegossen hatte.
1981
Jeweis am Sonntagmorgen hält er Doktoratskurse ausserhalb des Lehrplans in seinem Büro, denen sich auch Kunst-Dozenten aus anderen spanischen Orten zugesellen.
1982
Er schreibt für das Diart Magazine "Kadinsky über Freud ebenso wie Stravinsky über Lipp", aber 1999 zieht er es vor, Stravinsky durch Schönberg zu ersetzen.
1980
Er konstruiert und zeigt seine Kästen der stillen Musik im Miguel Angel Hotel in Madrid, und J.M. Iglesias schreibt im Guadalimar, ob er Cornell denn nicht gekannt habe.
1981
Er beendet die Darstellung episch-dramatischer Erzählungen und beginnt mit der Erstellung einiger porträthafter Darstellungen von Objekten wie "Spatel in Masaccio´s Landschaft" oder dem "Hammmer auf gelbem Schnee" oder "Die Folge von roten Handwerksgeräten"
1982
Im August schreibt er das Buch "Ästethische Regeln zur Schaffung der Metapher", das Juan Sureda gerne bei Akal veröffentlichen will, von Espasa Calpe jedoch nicht publiziert wird. Aber es ist die Grundlage seines Graduiertenkollegs und auch einer konstellationalen Theorie (Constelacion = Gruppe, Sternbild), die man später Konnektivismus nennen wird, aus der Neurobiologie.
1983
Er führt symetrische Biomorphe Skulpturen sehr großmaßstäblich aus, diese sind nun Teil des andauernden absurden Gepäcks auf seinen Reisen zwischen Galicien und Madrid.
1984
Für J.M. de Labra, der für einige Monate mit der Familie lebt, schreibt er "Das Ei auf dem Anzug" für die Ausstellung in der Biosca Gallerie. Luis Caruncho nimmt er auf seinem Motorrad zu einem Ausflug entlang der Castellana mit.
1985
Er organisiert das Teknè Review und schreibt "Ästhetische Kategorien der zeitgenössischen spanischen Skulptur" und am Telefon spricht er mit Arnau Puig.
1986
Wie Eduardo Scala es vorhergesagt hatte, gab es bei Ausstellung des Casa de los Tiros in Granada ein positives Ereignis (Erfolg und Entrüstung) und ein negatives Ergebnis (eines seiner Gemälde wird gestohlen).
1987
Er stellt sein "Circus Projekt" nicht in Paris aus, weil Ihnàsi Puigjaner stirbt, aber er besucht das Rodin Museum und stellt Eros und Thanatos zwei mal in Weiden aus, nahe der Tschechoslowakei in der Ludwig Hammer Galerie.
1989
In der Noés Galerie, die kurz darauf schließen wird, stellt er eine Serie von Arbeiten aus, die er "20 Spiele von seltsamer Symetrie" nennt, und in Huesca "Symmetrie-Übungen auf einem divergierenden Bügel". Martín Chirino gefälllt "Leukeopterus", eine Komposition aus drei Alabaster - Blöcken auf dem Boden.
1990
Rektor Luis Espada beauftragt ihn, die Fakultät für Bildende Künste an der Universität von Pontevedra zu gründen, was mit J. Roselló und J. Chavete begonnen wird. Er hat ein Interview mit G Compos, er trifft Isaac Díaz Pardo in der Küche des galicischen Informatikinstituts und er fängt an, Studenten nach Irland und England zu schicken. Er beginnt mit einer Serie von Arbeiten über feste Schatten. Auf dem Madrider Bürgermeldeamt sagt ihm der Beamte, daß auf seinem Datenschirm ein anderer Juan Fernando de Laiglesia y González de Peredo zu finden ist, mit der gleichen Ausweisnummer, dieser lebe in Málaga, aber er entscheidet sich, seiner Zwillingserscheinung nicht nachzuspüren.
1991
Der offene Bildhauer-Wettbewerb Cathedra verschiebt sich, weil der Präsident der Jury bei einer Schießerei in Ourense getroffen wird. Er selbst bekommt nur drei Stimmen, wegen der Schwierigkeit, seine Projekte entsprechend dem akademischen Verständnis als Skulpuren zu verstehen.
1992
Er beginnt eine Serie "Fallen - Zeichnungen für Eulen", dabei hat er den nächtlichen Besucher seines Workshops in Tremoedo im Kopf, vier von diesen Arbeiten werden 1994 im Edinburgh Kunst-College ausgestellt. Aber dann, um nicht auszustellen, kümmert er sich außerordentlich um seine Stelle als Dekan, obwohl er darüber noch keine klaren Vorstellungen hat.
1993
Er veranstaltet mit M. Coupón, T. Barreiro, I.P-Jofre, J. Loeck und anderen ein Internationales Treffen der Kunstfakultäten in welchen auch der hochgeschätzte Drucker und Saxophonist Javier de Diego auftaucht, welcher kurze Zeit später an der galicischen Todesküste verschwindet. Er besucht Paolo Ucello´s "Die Schlacht von S. Romano" in London.
1994
Er schreibt "Modal-Landschaften" um eine Ausstellung galicischer Skulptur im Museum von Lugo zu präsentieren, dieser Text wird in der Castrelo Review fortgesetzt, er stellt dabei den drei großen Autoritäten der galicischen Kunst J.M. de Labra, J. Valverde und L. Novoa drei entsprechende ästhetische Kategorien gegenüber, die er Leira (das Messen), Lareira (das Erzählen) und Lar (das Erinnern) nennt.
1995
Er reist nach Lieja und besucht den Skulpturenpark, er vertritt die Universität Vigo in der Konferenz der Mittelmeerländer in Nicosia und in einem Symposium stellt er die Hermeneutik des Gerunds zum Verständnis der Skulptur vor.
1996
Er erreicht das fünzigste Lebensjahr ohne es zu bemerken und bestimmt den Familienwohnsitz beim Häusermakler von Tremoedo, mit Blick auf Montelobeira. Er sieht eine Reihe seiner Schriften durch, die Ediciós do Castro 1999 unter dem Titel "Grobe Theorie der fragilen Form" publizieren wird. Mit seiner Forschungsgruppe der Bildenden Künste schlägt er zum 50-jährigen ICOM Jahrestag Jupiter als Schutzpatron der Kunst-Restauratoren vor.
1997
Bei einem Mittagessen in Madrid mit F. Sinaga und der Leona Gruppe kann er nicht verstehen, warum die Erweiterung des Prado Museums nicht dadurch gelöst wird, indem man darüber ein weiteres Museum baut und zwar das genau Gleiche. Er feiert den hundertsten Geburtstag von Calder, Zubiri, Moore und Kobro indem er bei der Eröffnungsvorlesung in der Universität Vigo die Frage aufwirft, ob die Universität ein Tetrahedron sei oder nicht.
1998
Er schafft eine Serie radikaler Skulpturen die zu F. Casás, A.R-Samaniego, J.L.Moraza und J.Loeck Stellung beziehen und beginnt mit der Konstruktion von portablen Tempeln, die in der Sargadelos Gallerie in Pontevedra ausgestellt werden. Er bereitet eine Ansammlung skulpturaler Prototypen vor, jeweils mit Rädern, welche bei der Zerstörung von Antipersonen-Minen benutzt werden sollen.
1999
Auf dem Kuopio Symposium in Finnland wirft er die Frage auf, dass die Quintessenz des Designs, wenn es sie gibt, wäre, zu wissen wie man Coca Cola in ein Murano Glas gießt. Der gewählte Leiter des Bildhauer-Departments schlägt in seinem Programm - nach J.Tudela - vor, den Begriff der Skulptur so wie er im Akademischen Verband dargestellt wird, auszulöschen. Er entscheidet, diese Autobiographiei für die Ausstellung in der Sargadelos Gallerie frei zu veröffentlichen.
2005
Er nimmt an, daß er in der Lage sein wird, aus dem Arbeitsleben auszuscheiden und Rainer M. Rilke zu lesen, nachdem er die Abgaben für die Sozialversicherung dreißig Jahre lang gezahlt hat, und so wird er dem lehrenden Personal die Freiheit geben, die er dem künstlerischen Team nie verweigert hat.
--- . aus: Juan Fernando de Laiglesia: "Les habitaciones del héroe", Pontevedra 1999. Übersetzung Dr. Erdel Verlag. ---