Dr. Helmut Hein über Heiner Riepls Bilder
"Riepls Bilder – das macht ihre Radikalität und ihre meditative Kraft aus – reinigen unser Auge, befreien es von Interesse, Schuld etc. Was wir zu sehen bekommen, sind raffinierte Formen und Farben, die, im besten Fall, "klingen". Was schon die Kubisten oder Kandinsky versuchten, den geistigen Grund dieser verwirrenden Welt zu finden, das treibt auch Riepl an. Jede Form, jede Farbe ist eine Modell, ein Schema.
Die malerische Fläche öffnet sich zwangsläufig in den Raum. Es gibt keine Linearität, nur ein Davor und Dahinter, Wärme und Kälte, heftigstes Gefühl und scheinbar purste Ratio. Anders als die konkreten Maler, deren Arbeitsweise er sich manchmal nähert, will Riepl die expressive Geste, das einmalige Ereignis, die Signatur des Subjekts.
Wenn nichts Gegenständliches auf seinen Bildern zu sehen ist, wenn nichts "erkannt" werden soll, weil das ein Missverständnis wäre, was soll der Betrachter dann wahrnehmen. Paradoxerweise müsste man antworten: das, was jeweils erscheint. Die Formen, die Farben, ihr Verhältnis zueinander, die Struktur. Bei keinem anderen in der Region kann man soviel über den "Grund" der Malerei erfahren wie bei Heiner Riepl."
Dr. Helmut Hein, Mittelbayerische Zeitung, 23. August 2011 (mit freundlicher Genehmigung)