Volker Pfüller: Darsteller

Volker Pfüller

Darsteller, Zeichnung, 2010, 22 x 15,4 cm

Diese Zeichnung fertigte Volker Pfüller eigens für die Ausstellung "Darsteller" im September 2010 im Rahmen der THEATRALE REGENSBURG 2010 an. Le Cid (1636) markiert den Beginn der hohen Zeit des Theaters der Klassik und war eines der größten Ereignisse der französischen Klassik. Der Erfolg bei Hofe und beim Publikum war umwerfend. Corneille ging mit der spanischen Vorlage sehr selbstbewusst um und scherte sich wenig um die Stilforderungen des Theaters, so dass sich sogleich unter den Kulturschaffenden eine äußerst hitzige Debatte um Stil und Form entbrannte, die als "Querelle du Cid" in die Literaturgeschichte einging. Dabei hielten sich die wortgewaltigen Duellanten nicht an die von ihnen eingeforderte "bienséance" (Anstand).

Volker Pfüllers "Der Cid" ist der verwegene, ironische und subersive Held, mit dem Pierre Corneille der adeligen Gesellschaft gehörig aufmischte.

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Kunstwerk im Fokus


Volker Pfüller: Georg Büchner "Woyzeck"
Linoldruck
37 x 49,8 cm
2010, Auflage: 10
signiert

Die Welt um Woyzeck scheint in einen schwindelerregenden Strudel der Beschleunigung zu rasen: "Woyzeck, es schaudert mich, wenn ich denk, dass sich die Welt in einem Tag herumdreht, was ’n Zeitverschwendung, wo soll das hinaus? Woyzeck, ich kann kein Mühlrad mehr sehn, oder ich werd melancholisch."

Der einfache Soldat Woyzeck irrt durch sein Leben als metaphysisch Obdachloser, auf der Suche nach Sinn, Substanz, Bedeutung. Er wird nicht fündig. Sein Soldatenleben besteht aus den Schikanen des Hauptmanns. Die Gelegenheitsarbeit, die er annehmen muss, um seine Gefährtin Marie und das gemeinsame Kind zu ernähren, degradiert ihn zum Versuchsobjekt eines zynischen Arztes, der seinen blinden Fortschrittseifer über den Dienst am leidenden Menschen stellt. Selbst die Liebe wird zur Qual, als Marie sich mit dem Tambourmajor einlässt.

Überhellwach lauscht Woyzeck seinen inneren Stimmen. Sie malen ihm die Welt in heillos fahlen und blutroten Farben, befehlen ihm den Griff zum Messer an, drängen ihn zur befreienden Tat, treiben ihn in den Rachemord – in dem sein unschuldiges Heilsverlangen unrettbar in schuldhaftes Handeln umschlägt.

"Woyzeck ist die offene Wunde," schreibt der Dramatiker Heiner Müller in seiner Büchner-Preis-Rede 1985, "offen, wie ein Bergwerk". Was den Glutkern dieses hochaktuellen Textes ausmacht – Sozialdrama, Eifersuchtsdrama, Drama um einen psychisch gestörten Menschen oder Gesellschaftsdrama, gilt es zu jeder Zeit neu zu beantworten. Denn eines ist gewiss: "Immer noch rasiert Woyzeck seinen Hauptmann."

Mit seinen hellsichtigen, formal visionären Stückentwürfen wurde der Arzt und Dichter Georg Büchner zum ersten Dramatiker der Moderne. Als er 1837 mit 23 Jahren starb, hinterließ er das Stück, das später den Titel Woyzeck erhalten sollte, als ungeordnetes Arbeitsfragment auf einzelnen Papierbögen. Fast einhundert Jahre später wurde es wiederentdeckt und erstmalig veröffentlicht.

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