Galerienabend 2022
Am Galerienabend 2022 sind unsere Ausstellungen von 18 - 23 Uhr geöffnet. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Ausstellungsansicht "News from USA and China" Lisa Beane und Zhao Bin.
Im Bereich der Bildenden Kunst und – erweitert – der Kultur, wo das Bewahren wenig gilt (außer in den Stereotypen der Sonntagsreden), die Erneuerung, oft auch nur die Neuigkeit, die kontroverse Diskussion und Infragestellung aber stetes Selbstverständnis und auch Aufgabe der Künstler ist, braucht es Raum und Forum zur Diskussion, Validierung und auch zum Streit. Kunstmessen, von ihrem Charakter der Vermarktung und damit dem aktuellen Kunstgeschmack verpflichtet, können diese Aufgabe nur ungenügend wahrnehmen. Kuratierte Veranstaltungen, Biennalen, Landeskunstschauen sind von der Aufgabe, den herrschenden Kunstgeschmack der Konsumenten abzubilden, befreit, und bieten daher den passenden Raum, in dem die Diskussionen zum Stand der Kultur geleistet werden können. Dass diese Veranstaltungen meist in einem mehrjährigen Rhythmus stattfinden, ist sinnvoll und angemessen und schafft auch die notwendige Distanz zum Tagesgeschäft. Eines dieser weithin beachteten Ereignisse ist sicher die seit 1955 im 5-jährigen Turnus stattfindende Dokumenta in Kassel.
Kritik bis zum Skandal war immer ein Begleiter der international beachteten Schau. Im Rahmen der selbst gestellten Aufgabe ist das nicht nur unvermeidlich, sondern auch sinnvoll und notwendig. Massive Kritik können wir auch dieses mal wieder erleben – nicht nur aus von Kulturschaffenden, sondern ebenso auch von Politikern, die bisher wenig durch ihr kulturelles Engagement auffielen. In einem – zugegebenermaßen eher zufällig zusammengestellten - Pressespiegel soll hier eine Momentaufnahme zum Stand der Diskussion versucht werden.
"Die Leitung der documenta tut weiter so, als ginge sie das nichts an"
Der Zentralrat der Juden sieht die Verantwortung für die neuen Antisemitismus-Vorwürfe auch beim neuen documenta-Leiter. Die FDP fordert einen Abbruch der Kasseler Schau.
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erhebt schwere Vorwürfe gegen die neue documenta-Leitung. Seit Wochen diskutiere das Land über Antisemitismus, die anti-israelische Boykottbewegung BDS und Israelhass. "Die Leitung der documenta tut weiter so, als ginge sie das nichts an. Offensichtlich ist es unerheblich, wer dort die Geschäftsführung innehat", sagte Schuster laut einer Mitteilung.
Alexander Farenholtz: "Ohne zusätzliche unangenehme Nebengeräusche"
Antisemitismus auf der documenta: Die Gesellschaft hat geantwortet
Schuster zielt damit auf Alexander Farenholtz, der vor Kurzem als Interimsgeschäftsführer bestellt worden war und damit die Nachfolge von documenta-Generaldirektorin Sabine Schormann angetreten hatte; Schormann war zuvor zurückgetreten. "Auch Herr Farenholtz selbst konnte oder wollte keinen Antisemitismus erkennen", so Schuster.
"Das Schweigen der Verantwortlichen in der Kulturpolitik ist dröhnend"
Zuvor waren neue Antisemitismus-Vorwürfe gegen die documenta fifteen aufgekommen. Nach Angaben der beiden Gesellschafter der Schau – die Stadt Kassel und das Land Hessen – war die documenta-Leitung vor drei Wochen von einer Besucherin auf das Faksimile der Broschüre Presence des Femmes und die darin enthaltenen Zeichnungen des Künstlers Burhan Karkoutly mit Darstellungen israelischer Soldaten aufmerksam gemacht worden.
Der jüdische Verein Werteinitiative hatte bereits am Dienstag Fotos von Zeichnungen veröffentlicht, die judenfeindliche Stereotype in der Darstellung von israelischen Soldaten aufweisen. In einer Darstellung ist ein israelischer Soldat zu sehen, wie er einen Jungen ins Ohr kneift – der Soldat ist gezeichnet im Stile eines Roboters; im Hintergrund ist ein Massengrab zu sehen. Eine andere Zeichnung zeigt eine Frau, die einem Soldaten zwischen die Beine tritt. Der Mann mit Davidstern auf dem Helm krümmt sich vor Schmerz – und ist durch geringe Körpergröße sowie eine große Hakennase gekennzeichnet.
Man müsse sich fragen, "wie weit wir in Deutschland sind, wenn diese Bilder als vermeintliche 'Israelkritik' für gut befunden werden können", sagte Schuster dazu. Das Schweigen der Verantwortlichen in der Kulturpolitik hierzu sei dröhnend. "Diese documenta wird als antisemitische Kunstschau in die Geschichte eingehen." Selbst die Worte des Bundespräsidenten bei der Eröffnung hätten offensichtlich zu keiner Einsicht geführt. "Dass diese documenta wirklich bis zum 25. September laufen kann, erscheint kaum mehr vorstellbar", sagte Schuster.
"Die documenta muss sofort unterbrochen werden"
Deutlicher wird hier die FDP. Sie forderte einen vorläufigen Stopp der Veranstaltung. "Die neuerlichen Antisemitismus-Vorwürfe offenbaren einen Abgrund. Die documenta muss sofort unterbrochen werden", sagte der Generalsekretär der Liberalen, Bijan Djir-Sarai.
Bereits zu Beginn der Kunstausstellung hatten die Verantwortlichen ein Werk mit antisemitischen Darstellungen abgehängt – allerdings erst nach massiver Kritik. Das Werk des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi zeigt unter anderem einen Mann mit Schweinsnase, einem Halstuch mit Davidstern und einem Helm mit der Aufschrift "Mossad". Zudem war dort ein Mann mit Schläfenlocken abgebildet, dessen Hut offenbar mit einer SS-Rune bestückt war.
(Juli 2022, ZEIT ONLINE, DPA, jsp 82
documenta fifteen: Josef Schuster im Mai 2022)
Ohne Umschweife: Diese seit wenigen Tagen laufende documenta, die fünfzehnte seit 1955, macht dem Kunstwerk den Garaus. Was jahrzehntelang unvorstellbar war, ist jetzt in Kassel ernüchternde Wirklichkeit geworden – und kann bis zum 25. September als Schadensfall besichtigt werden. Ja, besichtigt, denn es kann sich niemand einbilden, dass man mit einem 27-Euro-Tagesticket auch nur ansatzweise selbst erfahren kann, was das neunköpfige Kuratoren-Team aus Indonesien, ruangrupa, mit seinem lumbung-Konzept erreichen will.
Die heimatliche Reisscheunen-Idee, dem Teilen von Ressourcen gewidmet, kombiniert mit zeitgemäß angesagten Nachhaltigkeitsprinzipien, hat zwar per Schneeballsystem zur documenta-Einladung von rund 1 500 Mitwirkenden geführt, doch die überwiegend in Kollektiven organisierten Weltverbesserer sind wohl meist keine Künstler. ...
Das Kunstwerk, so vermittelt die d 15, hat ausgedient. Zwar gibt es das Gemälde noch, auch die Form der Ausstellung, sofern her-
ausragende Künstlerinnen wie Tania Bruguera (bei Instar) oder Hito Steyerl (bei Inland) bescheiden in den Kollektiven mitmischen, doch alles in allem: Jede Koch-, Skater- oder Wickelstellescheint für ruangrupa mehr Kunst zu sein als ein Bild an der Wand.
(Karlheinz Schmid)
im Spiegel Interview mit dem Soziologen Natan Sznaider antwortet dieser auf die Frage, ob er das Bild "People´s Justice gesehen hätte: "Ich kam leider zwei Stunden zu spät. Es war schon verhüllt. Ich wäre am liebsten zum Gerüst gerannt und hätte die Plane heruntergerissen. Das Bild hätte hängen bleiben müssen." ... "weil es viel über die Verbreitung antisemitischer Klischees hätte zeigen können ...
Kaum gestartet, hat die neueste Ausgabe der Documenta einen veritablen Skandal. Was zuerst mit dem Vorwurf der einseitigen Sicht auf den Nahost-Konflikt begann, gipfelte nun in eindeutig antisemitischen Darstellungen. Doch dieser Skandal, klassisch verzögert durch die Schritte des Runterspielens, Relativierens, Abhängens und erst dann des Abbaus, ist nur ein Symptom. Denn ganz grundsätzlich sollte über die zukünftige Ausrichtung der Dokumenta nachgedacht werden. ...
Es ist, gut siebzig Jahre nach der ersten Documenta an der Zeit, dass ein dauerhaftes Konzept entwickelt wird, für das dann später kuratoren ausgewählt werden.warum nicht ein Kuratorenteam, das aus fünf Menschen aus fünf Kontinenten besteht? ... Wenn die Menschen aus aller Welt in Kassel die Kunst aller Kontinente gleichberechtigt sehen, löst diese Einfachheit vielleicht mehr Probleme und bringt die Menschen einander über Grenzen hinweg näher als komplizierteste Konzepte , die bei den Menschen nicht ankommen. ... Die Documenta hat eine Zukunft vor sich. Man muss sich nur einig werden, was man möchte. ... Auch die Rolle der Kuratoren spielt hier eine Rolle: Ist es noch zeitgemäß,dass der Kurator quasi ein "Super-Künstler" ist? Sollten nicht die Künstler und das Kunstwerk wieder mehr im Mittelpunkt stehen? Die derzeit laufende Documenta mit all ihren Problemen zeigt, dass es an der Zeit ist, sich mit der Zukunft der Documenta zu beschäftigen.
Wolf Erdel, 9.8.2022
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Auf jeden Fall lesenswert: Internationale Presseschau der Zeitschrift Monopol vom 10.8.2022
Am Sonntag, den 27. März 2022 kam Tom Kristen von 14 bis 15: 30 Uhr bei uns im Schaulager auf einen Kaffee vorbei. Wer Lust auf ein Kennenlernen und auf ein Gespräch mit dem sympathischen Künstler hatte, war herzlich eingeladen.
Derzeit zeigen wir im Schaulager noch eine aktuelle Werkschau, Acrylmalerei aus den Jahren 2020/21, aber auch aus den Jahren 2004. Das birgt einige Überraschungen in sich. Kennt man Tom Kristen eher als Künstler, der seine Motive aus der Natur und aus seinem Lebensumfeld schöpft, entdeckt man in dieser Ausstellung neben den „typischen“ Tom Kirsten Bildern auch geometrisch strenge Bildkompositionen und poetische / ironische Tafelbilder, in denen er seiner Lust an der meisterlichen malerischen Ausführung frönt. Eine kleine Auswahl neuerer Arbeiten finden Sie hier: Schaulager-Galerie-Erdel-Kunstshop!
Tom Kristen ist auch ein hervorragender Druckgrafiker. Er leitete von 2006 - 2015 die Steindruckwerkstätten im Münchner Künstlerhaus am Lenbachplatz. Im Jahr 2012 2012 kuratierte Tom Kristen die II. Europäischen Lithografietage in München.
Im Schaulager sind Lithografien und Radierungen zu sehen, großenteils aus dem Bilderzyklus „Bestiarium“ aus dem Jahr 2011. Das druckgrafische Werk speist sich aus phantasievollen Tiermotiven, liebevoll verfremdet, teils mit menschlichen Zügen, doch auch das Wilde im Tier nicht aussparend. In der Druckgrafik arbeitet Tom Kristen oftmals detailreicher als in der Malerei, wo er seine Formensprache archaisch reduziert.
Tom Kristen und Galerist Wolf Erdel führten durch die Ausstellung, die Besucher erfuhren einiges über die technischen Aspekte, viel über den Künstler Tom Kristen. Das recht abwechslungsreiche, persönliche Gespräch fand seine Fortführung draußen vor der Galerie, bei Kaffee, Eis und Sonnenschein, ein gelungener Sonntagnachmittag mit mediterranem Flair.
Die Arbeiten sind noch bis 16. April 2022 im Schaulager zu sehen. Öffnungszeiten Donnerstag und Freitag von 11-17 Uhr, Samstag von 11-15 Uhr sowie gerne nach Absprache: 0941-702194. Weitere Informationen unter www.erdel.de
Bildnachweis: Gerhard Küffer, Tom Kristen, Astrid Schröder, Antonia Kienberger | Foto: Wolf Erdel
Am Donnerstag, 31. März um 19 Uhr wird Renate Christin bei uns im artspace (Fischmarkt 3) aus ihrem neuesten Buch lesen: IRA - Nr. 7 von Persien.
Ein zauberhafter Text über die langsame Eingewöhnung ihres Hundes, der aus dem Iran vor dem Tod gerettet wurde. Die kleinen Tagebucheinträge sind leicht und wohltuend, denn es geht neben der liebevollen Beobachtung und Einfühlung in die traumatisierte Psyche der Hündin vor allem um Liebe, Freiheit und Zärtlichkeit. Eine berührende Erzählung über das Wiedergewinnen von Vertrauen und wie ein verstörtes Wesen wieder in ein glückliches Leben zurückfindet.
Ira wird ebenfalls anwesend sein. Der Eintritt ist frei.
Wir freuen uns über Ihren Besuch.
Renate Christin: die Zeitung bringen. Mischtechnik auf Acryl, 120 x 125 cm, 2015/16
Mehr Infos über Renate Christin Kunst bei uns im Kunstshop: www.erdel-shop.de
In der Kebblvilla in Schwandorf läuft derzeit eine sehr sehenswerte Ausstellung: Meister und Zauberlehrlinge - Werkstattgrafiken des Oberpfälzer Künstlerhauses
30. Januar - 3. April 2022
Grafiken und Rauminstallationen im Dialog
Alois Achatz + Helmut Süß
Karin Fleischer + Kunito Nagaoka
Bernd Hofmann + Christian Herzog
Katharina Kraus + Ronja Paffrath
Heiner Riepl + Otto Dünne
Öffnungszeiten der Ausstellung: Di - Do 13 - 17 Uhr + So 11:30 - 17 Uhr oder nach Vereinbarung mit Anmeldung per Email.
Heiner Riepl ist mit druckgrafischen Arbeiten vertreten, die in der von ihm entwickelten Technik der "doppelten Aquatinta" entstanden sind.
Was hinter dieser Drucktechnik steckt, haben wir in diesem Video dokumentiert.
Uns so sieht das gedruckte Blatt aus.
Arbeiten von Heiner Riepl zeigen wir Ihnen gerne bei uns im Schaulager, Am Schallern 4 und bei uns im Kunstshop: www.erdel-shop.de
Einreichungen zum STARTS Prize 2022 ab 11.01.2022 möglich
Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Technolog*innen, Institutionen, Labs und Unternehmen sind aufgerufen, ihre besten Projekte für den STARTS Prize 2022 der Europäischen Kommission einzureichen. Gesucht werden auch in diesem Jahr wieder wegweisende Arbeiten an der Schnittstelle von Wissenschaft, Technologie und Kunst, die in der Lage sind, einen Beitrag zu wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Innovation zu leisten.
Zwei Preise, dotiert mit jeweils 20.000 Euro, warten auf die Gewinner*innen: Der „Grand Prize – Innovative Collaboration“ prämiert innovative Zusammenarbeit zwischen Industrie oder Technologie und der Kunst und soll neue Wege für Innovationen eröffnen. Der „Grand Prize – Artistic Exploration“ zeichnet künstlerische Forschung und Werke aus, die das Potenzial haben, die Nutzung, Anwendung oder Wahrnehmung von Technologie zu beeinflussen oder zu verändern.
Zu gewinnen gibt es neben dem Preisgeld auch die begehrten STARTS Prize Trophies sowie Auftritte beim Ars Electronica Festival im September in Linz, bei Bozar in Brüssel, bei Waag in Amsterdam, bei der Frankfurter Buchmesse und verschiedenen weiteren Events von Partnerinstitutionen. Einreichungen sind bis 2. März möglich, die Teilnahme am Wettbewerb ist kostenlos.
Ausgeschrieben und durchgeführt wird der STARTS Prize der Europäischen Kommission von Ars Electronica, Bozar, Waag, INOVA+, T6 Ecosystems, French Tech Grande Provence und der Frankfurter Buchmesse. Der Wettbewerb ist Teil der STARTS Initiative der Europäischen Kommission.
Bewerbungsformular STARTS Prize 2022
Deadline 2. März 2022
S+T+ARTS Prize 2022 Anforderungen: Disruptive Kraft von kreativen Daten und Medieninnovationen
Der renommierte Preis hat in seiner neuen Auflage nicht nur ein erweitertes Konsortium, sondern auch einen thematischen Fokus. Der aktuelle Fokus liegt auf interdisziplinären Projekten, die die disruptive Kraft von kreativen Daten und Medieninnovationen erforschen, sowie auf Arbeiten, die hybride Formate, bahnbrechende Technologien oder Initiativen des Storytellings in den Medien der nächsten Generation erkunden.
Quelle und Bildnachweis: Ars Electronica Festival