Theater des Lebens in Tirschenreuth
Vom 3. bis zum 21. März ist im Museumsquartier in Tirschenreuth eine exquisite Schau von Ölbildern, Pastellzeichnungen und Aquarellen aus den Jahren 2008 bis 2010 zu sehen, die einen ebenso umfassenden wie aktuellen Eindruck über Tilo Ettls künstlerisches Schaffen bietet.
Das „Theater des Lebens“ findet bei Ettl unter freiem Himmel statt. Die Landschaft schafft den Raum für die Szenerie und wird zum Bühnenbild vor dessen Hintergrund die Figuren quasi im öffentlichen Raum angeordnet sind. Die Körper präsentieren sich im hellen, klaren Licht, sie stellen sich zur Schau. Dem Betrachter jedoch bieten sie trotz aller Unverhülltheit lediglich die Außenperspektive an, die Innenwelt der Figuren bleibt ihm verschlossen. Die Frage bleibt, in welcher Beziehung die Figuren zueinander stehen, bleibt rätselhaft. Unterstützt wird dies durch die gesteigerte Dramatik ihrer Gesten und die artifizielle Anordnung der Figuren und der Gegenstände auf dem Bild. Körper und Umgebung, Mensch und Landschaft bilden keine organische, sondern eine ästhetische Einheit, getragen vom Gestaltungswillen der Form.
Von der dramaturgischen Anlage der Bilder, spielt sich alles Leben auf der Bühne ab, die Anwesenheit der Figuren wird – im Unterschied zu den Pastellzeichnungen – nicht spürbar. Daraus entsteht eine gewisse Fremdheit. Weil die Figuren nicht in ihrer vollen Körperlichkeit präsent sind, wird ihre Existenz fragil. Es ergeben sich Leerstellen, die auszuloten dem Betrachter überlassen bleibt. Dies macht die Bilder stark, lebendig und zeitlos. Die Bilder- und Figurenwelt Tilo Ettls steht in der Tradition der kulturellen Wahrnehmungsgewohnheiten. Er durchbricht aber deren Normen und findet in der „theatralischen Figuration“ eine eigene Form der künstlerischen Repräsentation der Wirklichkeit.